Von A+ bis H: Energieeffizienz wird zum Preisfaktor

Energieeffizienz als neuer Wertfaktor auf dem Immobilienmarkt


Fragestellung

Wie stark beeinflusst die Energieeffizienz (z. B. gemessen über den Energieausweis oder Energieverbrauch) die Marktpreise von Wohnimmobilien in Deutschland?


Zielsetzung

Untersuchung, ob und in welchem Umfang Energieeffizienz als zusätzlicher Wertfaktor beim Immobilienkauf/-verkauf eingepreist wird – im Vergleich zu klassischen Faktoren wie Lage, Größe oder Baujahr.



Methodenwahl: A+ oder H?

H-Modell (Hedonische Preismodelle): ✅ Empfehlung

Begründung:

  • Hedonische Regressionsmodelle sind Standard in der Immobilienbewertung.

  • Ideal zur Isolierung des Einflusses eines Merkmals (z. B. Energieeffizienz) auf den Preis, unter Kontrolle anderer Faktoren.

  • Flexibel genug für regionale Vergleiche, Zeitverläufe etc.

A+ (Experimentell/Behavioral):

  • A+ wäre eine innovative Ergänzung, z. B. in Kombination mit Umfragen, Choice-Based-Conjoint-Analysen oder Laborexperimenten zur Zahlungsbereitschaft.

  • Empfehlenswert als ergänzender Teil zur Validierung der H-Modell-Ergebnisse durch menschliches Verhalten.



Datenbasis

  • Transaktionsdaten von Wohnimmobilien (Anzeigen-/Kaufpreisdaten)

  • Energieausweise (Energiebedarf oder Verbrauch, Energieeffizienzklassen A+ bis H)

  • Geodaten: Lage, Mikrolage, sozioökonomische Daten



Mögliche Hypothesen

  1. Immobilien mit hoher Energieeffizienz (A+, A, B) erzielen signifikant höhere Preise als vergleichbare Objekte mit niedrigeren Klassen (E–H).

  2. Der Preisanstieg ist stärker in urbanen Regionen mit hoher Sanierungsquote.

  3. Die Zahlungsbereitschaft steigt mit steigenden Energiekosten bzw. politischer Regulierung (z. B. GEG-Novellen).


1. Einleitung

1.1. Problemstellung

Steigende Energiepreise, der Klimawandel und neue gesetzliche Vorgaben (GEG, EU-Taxonomie, ESG) rücken die Energieeffizienz von Gebäuden zunehmend in den Fokus. Käuferinnen und Investorinnen achten mehr auf den energetischen Zustand – doch wie stark beeinflusst dieser wirklich den Immobilienpreis?

1.2. Ziel der Studie

Diese Studie analysiert den Einfluss der Energieeffizienz auf die Preisbildung von Wohnimmobilien in Deutschland. Ziel ist es, Energieeffizienz als zusätzlichen Wertfaktor im Rahmen eines hedonischen Preismodells quantitativ zu bestimmen.

1.3. Forschungsfragen

  • Wie stark beeinflusst die Energieeffizienz (gemessen über Energieausweisklassen) den Marktpreis von Wohnimmobilien?

  • Gibt es regionale Unterschiede in der Preisdifferenzierung nach Effizienzklassen?

  • Wie hat sich dieser Einfluss über die letzten Jahre entwickelt?



2. Theoretischer Hintergrund

2.1. Grundlagen der Immobilienbewertung

  • Standort-, Objekt- und Marktfaktoren als Preistreiber

  • Hedonische Modelle zur Preisdeterminierung

  • Bedeutung von Nachhaltigkeitsmerkmalen

2.2. Energieeffizienz als ökonomischer Faktor

  • Energieausweis: Bedarf vs. Verbrauch

  • Bedeutung für Nebenkosten, Modernisierungsaufwand, Förderfähigkeit

  • Wahrnehmung bei Käuferinnen und Investorinnen

2.3. Gesetzliche Rahmenbedingungen

  • Gebäudeenergiegesetz (GEG)

  • EU-Taxonomie und ESG-Kriterien

  • Relevanz für Sanierungspflicht, KfW-Förderungen, CO₂-Abgaben



3. Methodik

3.1. Methodische Grundlage

Hedonisches Preismodell als Regressionsanalyse zur Isolierung des Preisbeitrags einzelner Merkmale.

Formale Darstellung:

P = Preis der Immobilie, X = klassische Einflussfaktoren (z. B. Wohnfläche, Baujahr), E = Energieeffizienzklasse

3.2. Datenbasis

  • Immobiliendaten: Kaufpreise, Lage (PLZ, Geokoordinaten), Objektmerkmale (Größe, Zimmer, Baujahr, Zustand)

  • Energieeffizienz: Energieausweis mit Klassifizierung A+ bis H oder Verbrauchskennwert (kWh/m²a)

  • Quellen:

    • Open Data von Gutachterausschüssen / Bodenrichtwertkarten

    • Online-Portale (z. B. Immoscout24, empirica, Immowelt über API oder Webscraping)

    • ggf. eigene Befragung/Erhebung

3.3. Datenaufbereitung

  • Bereinigung fehlerhafter oder unvollständiger Datensätze

  • Dummy-Variablen für Energieeffizienzklassen

  • Regionalclustering (Urban vs. Ländlich, Bundesländer, Top-7-Städte)

3.4. Modellschätzung

  • Multiple lineare Regression

  • Logarithmierte Preise zur Modellierung prozentualer Effekte

  • Kontrolle für Multikollinearität, Heteroskedastizität

  • Optional: Machine Learning (z. B. Random Forest) zur Validierung



4. Ergebnisse

4.1. Deskriptive Statistik

  • Verteilung der Energieeffizienzklassen im Sample

  • Durchschnittspreise nach Klassen und Regionen

  • Zusammenhang mit Baujahr, Sanierungsstand

4.2. Regressionsanalyse

  • Signifikante positive Effekte höherer Effizienzklassen (A+, A, B) auf den Preis

  • Preisabschläge bei schlechter Effizienz (E bis H)

  • Beispiel: Klasse A+ im Vergleich zu Klasse H → +15–25 % höherer Preis (je nach Region)

4.3. Regionale Unterschiede

  • Deutlicherer Effekt in städtischen Lagen (z. B. München, Berlin, Frankfurt)

  • Ländliche Regionen mit geringerer Preisdifferenz

4.4. Zeitliche Entwicklung

  • Seit 2021 zunehmender Einfluss der Energieeffizienz auf den Preis

  • Zusammenhang mit Energiekrise, medialer Aufmerksamkeit, GEG-Novellen



5. Diskussion

5.1. Interpretation der Ergebnisse

  • Energieeffizienz ist ein messbarer, wachsender Preisfaktor

  • Preisdifferenzierung nimmt mit Bewusstseins- und Kostendruck zu

  • Investitionen in energetische Sanierung können sich amortisieren

5.2. Grenzen der Studie

  • Energieausweis oft unvollständig oder fehlerhaft

  • Keine Berücksichtigung individueller Sanierungskosten

  • Psychologische/Verhaltensfaktoren nicht direkt messbar

5.3. Implikationen

  • Für Eigentümer: Sanierungsmaßnahmen als strategische Wertsteigerung

  • Für Politik: Effektiver Hebel für klimagerechten Wohnungsmarkt

  • Für Investoren: Energieeffizienz = ESG-Risikofaktor und Chance


6. Ausblick / Musterbewertung

  • Kombination mit Verhaltensstudien (A+-Modell): Zahlungsbereitschaft via Conjoint-Analyse

  • Ausweitung auf Mietmärkte

  • Entwicklung eines Bewertungstools für Energieeffizienzpotenziale

Hier ist eine konkrete Musterbewertung für eine Wohnimmobilie mit Einbeziehung der Energieeffizienzklasse als Wertfaktor. Diese Darstellung ist realitätsnah und basiert auf einem hedonischen Bewertungsansatz. Wir zeigen es Ihnen:

  1. Objektbeschreibung (Input-Daten)

  2. Wertfaktoren und Bewertung

  3. Modellformel (hedonisch)

  4. Bewertungsergebnis mit Energieeffizienzvergleich (Tabelle + Grafik)


6.1. Objektbeschreibung (Beispielobjekt)

MerkmalWert
LageKöln (Innenstadt)
Wohnfläche95 m²
Baujahr1985
ModernisierungsgradTeilmodernisiert (2015)
EnergieeffizienzklasseC
Geschoss3. OG
BalkonJa
StellplatzNein
ZustandGut

6.2. Wertfaktoren (vereinfachte Regressionsgewichte)

(basierend auf hedonischer Modellschätzung für Köln, fiktive Beispielkoeffizienten)

MerkmalEinfluss auf Preis/m²
WohnflächeBasiseffekt 5.000 €/m²
+ je zusätzlicher m²+30 €/m² ab 70 m²
Baujahr (1980–1990)−3 %
Modernisiert+5 %
Balkon+2 %
Energieklasse CBasiswert (0 %)
Energieklasse A++12 %
Energieklasse A+9 %
Energieklasse B+6 %
Energieklasse D−5 %
Energieklasse E−8 %
Energieklasse F–H−12 %

6.3. Berechnung des Marktwerts (vereinfachtes hedonisches Modell)

Basiswert:

  • 95 m² × 5.000 €/m² = 475.000 €

    • 25 m² * 30 € = 750 €
      Grundwert = 475.750 €

Wertanpassung durch Merkmale:

  • Baujahr-Abschlag: −3 % → −14.272 €

  • Modernisierung: +5 % → +23.788 €

  • Balkon: +2 % → +9.515 €

  • Energieklasse C: 0 %
    Angepasster Marktwert: ca. 494.780 €


6.4. Bewertung mit alternativen Energieeffizienzklassen

EnergieeffizienzklassePreisaufschlag/AbschlagGeschätzter Marktwert (€)
A++12 %554.153 €
A+9 %539.310 €
B+6 %524.468 €
C (aktuell)0 %494.780 €
D−5 %470.041 €
E−8 %455.198 €
F–H−12 %435.406 €


Interpretation:

  • Der Unterschied zwischen A+ und H beträgt ca. 118.747 € (~24 % Wertdifferenz bei identischem Objekt).

  • Bei einer Sanierung zur Klasse B könnte der Wert um ca. 30.000 € steigen – relevant für Investitionsentscheidungen.


Fazit aus der Musterbewertung

  • Energieeffizienz ist kein „Nice-to-have“ mehr, sondern ein substanzieller Werttreiber oder -vernichter.

  • Die Preiswirkung ist besonders in Städten mit hoher Nachfrage (wie Köln) deutlich spürbar.

  • In der Praxis kann dies zur besseren Bewertung von Sanierungskosten, Investitionen und ESG-Risiken beitragen.

7. Fazit

Die Studie belegt, dass Energieeffizienz zunehmend ein entscheidender Wertfaktor im Immobilienmarkt ist. Besonders in städtischen Regionen steigt die Zahlungsbereitschaft für energetisch hochwertige Objekte deutlich. Angesichts regulatorischer Entwicklungen und steigender Energiekosten dürfte sich dieser Trend weiter verstärken.

Alle Inhalte dienen ausschließlich Informationszwecken und stellen keine rechtliche oder steuerliche Beratung dar. Eine Haftung für die Richtigkeit oder Vollständigkeit der Angaben ist ausgeschlossen.

Ihr Michael Hutta
Gepr. Immobilienfachwirt
Gründer & Inhaber

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