Straße von Hormus blockiert – Was bedeutet das für Immobilien in Deutschland?
Eine Blockade der Straße von Hormus – einer der wichtigsten Seehandelsrouten für Erdöl weltweit – hätte gravierende geopolitische und wirtschaftliche Auswirkungen, insbesondere auch auf Deutschland. Im Folgenden erläutere ich die möglichen Konsequenzen auf globaler Ebene sowie mit einem besonderen Fokus auf Deutschland und die deutsche Immobilienwirtschaft.
- Hintergrund: Bedeutung der Straße von Hormus
Die Straße von Hormus ist eine schmale Meerenge zwischen dem Persischen Golf und dem Golf von Oman. Täglich passieren dort etwa 20 % des weltweit gehandelten Erdöls und rund ein Drittel des verflüssigten Erdgases (LNG). Länder wie Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Katar, Kuwait, der Irak und Iran exportieren hier ihre fossilen Energieträger.
Eine Blockade durch Iran – etwa als Reaktion auf eine israelische Militäraktion – könnte den globalen Energiemarkt massiv erschüttern.
- Globale Auswirkungen einer Blockade
a. Energiepreise
- Rohölpreise würden schlagartig steigen (Schätzungen gehen von +30 % bis +100 % je nach Dauer).
- Gaspreise, insbesondere für LNG, würden ebenfalls steigen, da Katar – einer der Haupt-LNG-Exporteure – die Route nutzen muss.
- Energieversorger weltweit wären gezwungen, Alternativen zu finden – z.B. über andere Quellen oder strategische Ölreserven.
b. Finanzmärkte
- Globale Börsen würden vermutlich stark einbrechen.
- Anleihen sicherer Staaten (z.B. US-Treasuries, deutsche Bundesanleihen) würden im Wert steigen, Aktienmärkte würden jedoch heftig reagieren.
- Risikoaufschläge für Staatsanleihen ölexportierender Länder würden steigen.
c. Geopolitische Spannungen
- Militärische Auseinandersetzungen könnten eskalieren.
- Die USA, Großbritannien und andere Staaten würden womöglich versuchen, die Schifffahrt militärisch zu sichern.
- Die politische Unsicherheit hätte Rückwirkungen auf Investitionen und Handelsbeziehungen.
- Auswirkungen auf Deutschland
a. Energieversorgung & Inflation
- Energiepreise in Deutschland (Benzin, Diesel, Heizöl, Strom) würden sprunghaft ansteigen.
- Da Deutschland viele Energieimporte tätigt (u.a. LNG seit dem Rückzug aus russischem Gas), wären Ersatzlieferungen teurer.
- Inflation würde erneut ansteigen, insbesondere bei Energie und logistikabhängigen Produkten.
b. Industrie & Wirtschaft
- Die energieintensive deutsche Industrie (z. B. Chemie, Stahl, Papier) würde höhere Produktionskosten tragen müssen.
- Logistik- und Exportkosten steigen, was deutsche Waren international verteuert.
- Konsum könnte einbrechen, da private Haushalte mit höheren Energie- und Lebenshaltungskosten kämpfen.
c. Immobilienwirtschaft (ausführlich)
Direkte Effekte
- Baukosten steigen durch teurere Materialien (betroffen: Stahl, Beton, Dämmstoffe), die oft in energieintensiven Prozessen hergestellt werden.
- Transportkosten für Materialien steigen – auch weil viele Produkte per Schiff importiert werden.
- Projektverzögerungen durch Lieferkettenprobleme werden wahrscheinlicher.
- Immobilienentwickler würden Projekte verzögern oder auf Eis legen.
Finanzierung
- Die EZB könnte gezwungen sein, Zinsen wieder anzuheben, falls die Inflation erneut stark steigt – negativ für:
- Baufinanzierungen
- Refinanzierung von Immobilienunternehmen
- Finanzierungskosten steigen weiter → Rückgang bei Neubau und Käufen.
Nachfrage & Mieten
- Private Haushalte mit sinkender Kaufkraft würden weniger kaufen oder mieten wollen.
- Gewerbliche Immobilien (z. B. Büros, Einzelhandel) wären stärker betroffen durch:
- Rückgang von Geschäftstätigkeit
- Energie- und Betriebskostensteigerungen
- Wohnimmobilien: Stabile Nachfrage, aber Preiswachstum dürfte stagnieren oder rückläufig sein, besonders in Regionen ohne Angebotsknappheit.
Kapitalmärkte & Investitionen
- Unsicherheit schreckt Investoren ab.
- Internationale Investoren könnten Kapital aus Deutschland (bzw. Europa) abziehen.
- Transaktionsvolumen auf dem Immobilienmarkt würde sinken.
Worst-Case-Szenario
Annahmen
- Blockade dauert mehrere Monate oder wird durch weitere militärische Eskalation (z. B. Krieg Israel–Iran) verschärft.
- Energiepreise steigen stark (Rohöl +80 %, Gas +100 %).
- Inflation springt erneut deutlich über 5 % an.
- Die EZB sieht sich gezwungen, Zinsen wieder zu erhöhen.
- Wirtschaftliche Rezession in der EU/Deutschland.
- Baukosten explodieren, Lieferketten brechen teils zusammen.
Auswirkungen auf den Immobilienmarkt
Wohnimmobilien:
- Preise sinken deutlich außerhalb der Ballungsräume (bis zu –15 %), da Finanzierungskosten steigen.
- Neubau bricht ein: Viele Projekte werden gestoppt oder verzögert.
- Mietpreise steigen regional, aber Kaufzurückhaltung bleibt hoch.
- Kaufkraft der Haushalte sinkt deutlich → Nachfrageeinbruch.
Gewerbeimmobilien:
- Starke Rückgänge bei Büro- und Einzelhandelsmieten.
- Insolvenzen im Einzelhandel nehmen zu, Leerstände wachsen.
- Logistik bleibt stabil, aber auch hier steigende Betriebskosten.
Bau & Projektentwicklung:
- Zahlreiche Projektabbrüche wegen Finanzierungskosten, Materialmangel, Risikoaversion.
- Bauträger geraten unter Druck, insbesondere bei hoher Fremdkapitalquote.
Investorenverhalten:
- Kapitalflucht in sichere Staatsanleihen, weniger Nachfrage nach Immobilien.
- Ausländische Investoren meiden Euro-Raum – Risikoaufschläge steigen.
- Transaktionsvolumen sinkt drastisch.
Ergebnis:
- Marktkorrektur insbesondere bei überbewerteten Immobilien (v. a. B- und C-Städte).
- Gewerbemarkt rutscht in eine anhaltende Krise.
- Staatliche Eingriffe nötig (z. B. Förderprogramme, Zinssubventionen), um Wohnungsbau aufrechtzuerhalten.
Vergleichstabelle – Best vs. Worst Case
Kategorie | Best Case | Worst Case |
Energiepreise | +10–20 % | +80–100 % |
EZB-Zinspolitik | Keine oder leichte Senkung | Zinserhöhungen zur Inflationsbekämpfung |
Baukosten | +5–10 % | +20–40 %, starke Volatilität |
Wohnimmobilienpreise | stabil / leicht steigend | –10 bis –15 % (außerhalb Metropolen) |
Mieten | moderater Anstieg | starker Anstieg bei Angebotsengpässen |
Neubautätigkeit | verlangsamt, aber stabil | starker Einbruch, viele Stopps |
Transaktionsvolumen | kurzfristiger Rückgang, dann stabil | Einbruch um bis zu 50 % |
Investorenverhalten | vorsichtig optimistisch | defensiv, Kapitalabzug |
- Mögliche Gegenmaßnahmen Deutschlands
- Aktivierung strategischer Öl- und Gasspeicher.
- Ausbau der LNG-Terminals und Diversifizierung der Lieferanten.
- Subventionierung energieintensiver Branchen (kurzfristig).
- Stärkere Investitionen in erneuerbare Energien zur Reduktion fossiler Abhängigkeiten.
- Stabilisierungsmaßnahmen durch die EZB/Bundesregierung zur Unterstützung von Märkten und Haushalten.
- Fazit
Eine Blockade der Straße von Hormus durch den Iran in einem Konfliktszenario mit Israel hätte massive Auswirkungen auf die Weltwirtschaft. Für Deutschland wären vor allem steigende Energiepreise, Inflation und Unsicherheiten in der Industrie und Finanzwelt kritisch. Die Immobilienwirtschaft wäre sowohl durch Kosten- als auch Nachfrageeffekte betroffen – insbesondere bei gewerblichen Immobilienprojekten und Investitionen. Langfristig würde der Druck steigen, sich von fossilen Energieimporten unabhängiger zu machen.
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Ihr Michael Hutta
Gepr. Immobilienfachwirt
Gründer & Inhaber
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